Donnerstag, 8. Dezember 2005

Anspruch, Tiefgang, Sprachschönheit - Ein ganz persönlicher Nachruf

Diese Begriffe fallen mir spontan ein, wenn ich an Hanns Dieter Hüsch denke, der vor wenigen Tagen hochbetagt gestorben ist. Vor mehreren Jahren war ich sporadisch für eine Regionalzeitung tätig und habe damals viele Kabarettveranstaltungen besucht, um darüber zu schreiben. Damals habe ich auch Hanns Dieter Hüsch gesehen und gehört. Ich glaube das Programm hieß Das schwarze Schaf vom Niederrhein. Schon damals, vor etwa 10 Jahren, hat mich die Schönheit und Komplexität der Sprache von Hanns Dieter Hüsch ebenso beeindruckt oder vielleicht sollte ich besser sagen tatsächlich bewegt, wie der Mensch, der das vorgetragen hat. Ich habe mir das Programm gekauft und nachgelesen, was ich sonst bei keinem Kabarett gemacht hatte. Fasziniert war ich besonders von der Kraft und Aufrichtigkeit, die aus diesem Programm zu spüren war und darüber, dass es Hüsch mühelos gelang, ohne einen einzigen Politikernamen und ohne einen direkten Bezug zur Politik in seinem Programm zu nennen, so unglaublich treffend kritisch sein zu können. Hanns Dieter Hüsch's Aussage hatte Tiefgang, Stil und Durchschlagskraft ohne erhobenen Zeigefinger und ohne oberflächlichen Lacherfolg. Immer wieder blieb mir auch das Lachen im Hals stecken.
Mag sein, dass Hanns Dieter Hüsch die mediale Wirksamkeit und der Bekanntheitsgrad zeitgenössischer (Show-) Kabarettisten - gerade in Österreich - deshalb nicht zuteil wurde, weil sich seine scharfe Gesellschaftskritik und sein tiefgründiger Humor einem Mainstreampublikum verweigerte. Die "den billigen Lacher" und die tagespolitische Unterhaltung suchen, konnte und wollte Hanns Dieter Hüsch nicht bedienen. Um so mehr war seine Kunst ein echter Genuss für all jene, die die Sprache lieben und die mehr erwarten, als sich einen Abend lang gut unterhalten zu haben. Mich jedenfalls hat Hanns Dieter Hüsch, den ich nur ein Mal erlebt habe so erreicht, dass ich noch heute nach Jahren weiss, dass ich davon etwas gelernt habe über Anspruch, Tiefgang und Schönheit eines Kabaretts das noch lange über tagespolitische Satire hinaus wirkt und vielleicht den einen oder anderen Zuhörer wirklich erreicht, vielleicht sogar verändert hat. Möge ihm dieser - heute oft als illusorisch fast belächelte - gesellschaftspolitische Anspruch bei vielen Menschen gelungen sein.
Der Mitbegründer der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, Hans Jürgen Diedrich, sagte: "Er war kein Kabarettist, er war mehr ein skurriler Philosoph."
Hanns Dieter Hüsch war ein integrer Freidenker, der für mich mit zu denen gehört, die als Beispiel für die Art Intellekt gelten darf, die meiner Meinung nach zum Wertvollsten gehört, was Europa der Welt zu bieten hat; im Sinne einer Freiheit, die sich so als kulturelles Schöpfen und Kämpfen gegen Ignoranz und Dummheit zeigen kann, wie Hanns Dieter Hüsch es mit viel Engagement und Liebe zur Sprache und zum klaren Denken tat. Gäbe es einen Himmel mit weissen Schäfchenwolken, dann wäre Hanns Dieter Hüsch in diesem Ambiente als schwarzes Schaf eine echte Bereicherung.

PS: Und noch einen gibt es, dem ich unter der gleichen Überschrift als Kämpfer für Freiheit heute gedenke, dessen Todestag sich heute zum 25. Mal jährt. John Lennon.
Über John Lennon, von ihm und für jeden, der noch lebt, sagt kaum ein Text mehr aus, als dieser. So simpel er scheint, so wahr, so kraftvoll, so leise und so berührend ist er in seiner Zeitlosigkeit. Lest ihn, fühlt ihn und macht es oft: Imagine.
Unterstuetzung für Daenemark u. Flagge

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