Basale Lebenserfahrung - Trauer
Heute will ich mir hier ein paar Gedanken über Trauer, Leben und Tod machen.
Der Anlass ist, dass am vergangenen Samstag unser Kater eingeschläfert werden musste und ich die Entscheidung über Leben oder Tod treffen musste - unvorbereitet und s e h r schweren Herzens. Der Kater war noch jung, kaum älter als ein Jahr und kerngesund, und im Vergleich auch zu früheren Haustieren überdurchnittlich zärtlich und zutraulich. Er hatte sein eigenes Katzentürl und konnte daher jederzeit nach draussen. Meistens hat er aber bei uns im Bett geschlafen, hat sich morgens dazugelegt und auf eine sehr "menschliche" Weise den Kopf auf den Kopfpolster gelegt und einem in die noch verschlafenen Augen geschaut. Wenn er von draussen wieder hereingekommen ist, hat er sich durch lautstarkes Miauen bemerkbar gemacht. An diesem Samstag morgen hereingekommen, hat sehr laut gemaunzt, ist dann aber nicht ins Schlafzimmer über die Treppe heraufgekommen sondern hat sich im Sitzkorb ein Plätzchen gesucht. Erst als ich die Katzendose für ihn aufgemacht habe und er nich sofort dahergeschossen kam, wussten wir, dass etwas nicht stimmen konnte.
Gino konnte nicht mehr auf das linke Hinterbein steigen. Es war nur eine kleine, unscheinbare Wunde an der Hüfte zu sehen.
Also auf zum Tierarzt. Das Autofahren liebte Gino nie, deshalb habe ich ihm beruhigend zugeredet auf dem Weg zum Tierarzt. Ich dachte mir nicht viel dabei. Ein Beinbruch ist keine dramatische Sache für eine gesunde Katze. Der Tierarzt schaute sich die Wunde an. Wie gesagt, nichts Grosses. Dann hat er Gino sediert und ein Röntgen gemacht. Das ergebnis war ein Schock für mich. Das Röntgen zeigte einen völlig abgebrochenen Oberschenkelknochen ganz oben direkt an der Gelenkskugel und das Stück Hals das an der Kugel noch dran war, war wie der Knochen selbst längs gebrochen und in zwei Teile zersplittert.
Ich habe mit dem Tierarzt, der sehr verständnisvoll und klar war, alle Möglichkeiten durchgesprochen. Der traurige Schluss: Es gab keine Möglichkeit den Knochen mit dem zerschmetterten Halsteil an der Kugel wieder zu verbinden (absolut keine Angriffsfläche für Schrauben, Nägel oder Platten). Eine Amputation so hoch am Bein nicht möglich. Die Chance, dass die Knochenteile irgendwie wieder zusammenwachsen und das Bein halt nicht mehr funktioniert, sehr gering und jedenfalls vermutlich nie schmerzfrei.
Also die Entscheidung Gino nicht mehr aufwachen zu lassen. Ich habe ihn wieder mitgenommen, aber alle meine Versprechungen auf der Hinfahrt waren nicht wahr gewesen. Die gesmat Heimfahrt habe ich geheult, bitterlich. Das mag manchen übertrieben erscheinen für eine Katze. Es war ja kein Mensch. O. k. ich bin auch nicht gerade sentimental, aber zu diesem Tier war eine stärkere Beziehung entstanden, als mir bewusst war. Und es ist einfach ein Verlust und der tut weh. Für meine Freundin war's noch schlimmer. Einen ganzen Tag waren wir wirklich sehr traurig. Eine Menge Tage fehlt er uns nun schon. Es ist (zu) still im Haus. Keine morgendliche Begrüssung und kein Schnurren mehr. Das fehlt, das schmerzt.
Besonders weil Mimi unsere zweite Katze erst vor ein paar Wochen auch verschwunden ist und nicht mehr nach Haus kam.
Ich habe mir Zeit genommen in den letzten Tagen und mir Gedanken gemacht zu meinen bisherigen Erfahrungen mit Tot und Verlust und Schmerz - und es gab einige davon. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ein Verlust für sich keinen Sinn macht. Nachdem ich an keinen Gott und keine Vorsehung glaube, ist auch da kein Trost zu holen. Es ist einfach eine Tatsache, die zum Leben dazugehört. Verlust, Tod, Schmerz, Trauer und es ist egal, ob es sich dabei um einen Menschen oder ein anderes Lebewesen handelt, zu dem man eine emotionale Beziehung hat. Es gibt nur die Möglichkeit das hinzunehmen ohne verbittert zu werden ohne zu lange im Leiden zu verharren.
WIE MACHE ICH DAS?
Es sind drei Dinge die ich gelernt habe und die ich tue wenn mir Abschied, Verlust, Schmerz, Tod, Trauer begegenen:
Im Moment, wenn so etwas passiert, das DASEIN, das Etwas-oder-jemanden-nicht-allein lassen, oder eine Handlung setzen, pflegen, helfen, trösten, Verantwortung übernehmen, obwohl oder vielleicht gerade weil ich selbst auch in einer Notsituation bin, emotional.
Jedenfalls dableiben, handeln, nicht davonlaufen, hinnehmen, was ist. Damit kann ich etwas sinnvolles oder tröstliches für jemanden in einer Abschiedssituation TUN. Und ich erlebe meine eigene (Lebens-)Kraft, dass mich kein Schmerz umbringt, dass ich nicht machtlos bin, immer irgendwas tun kann, solange ich am Leben bin.
Als zweiten Schritt gilt es den Schmerz, den Verlust, die Trauer, die Wut, die Ohnmacht ANZUNEHMEN, auszudrücken und nicht zu verdrängen!
Dabei kann ich viel über meine Fähigkeit zu fühlen und zu empfinden entdecken und es muss und soll raus.
Als dritten Schritt erinnere ich mich und lenke meine Aufmerksamkeit auf diese Erinnerungen. Ich kann mich an das Schöne das ich erlebt habe, bekommen habe oder geben konnte, erinnern, oder an das Schlechte. DIESE WAHL HABE ICH ZU JEDEM ZEITPUNKT, IMMER SELBST. Wenn ich mich an das Schöne erinnere oder an das, was ich aus dem nicht Schönen lernen konnte, dann gebe ich selbst der Zeit mit dem Menschen oder Tier und den Erlebnissen einen individuellen Sinn.
Darüber muss ich mir bewusst machen, das alle Erinnerung Vergangenheit ist und es keinen Sinn macht, mich nur mehr damit zu beschäftigen. Und was ich gelernt habe - von oder durch einen Menschen oder ein Tier - macht nur Sinn, wenn ich es im Jetzt für eine angenehmere Zukunft umsetze und wenn ich neue Beziehungen eingehe.
Damit wende ich mich wieder dem Leben zu. WEIL ES DAS IST, WAS WIRKLICH IST, SOLANGE WIR DA SIND und die Auseinandersetzung mit dem Tod nur zum Gehen der beschriebenen drei Schritte Sinn macht.
Wie lange diese Schritte dauern (besonders das Trauern und das Erinnern) ist abhängig von meiner emotionalen Stärke, meinem Mut und von der Dauer und Tiefe der emotionalen Bindung. Meine Erfahrung ist die: je intensiver und ehrlicher ich mich meinen Gefühlen stelle, je besser ich einen Weg finde, sie mir zuzugestehen und adäquat auszudrücken, desto schneller kann ich den dritten Schritt machen.
Das ist es, was mir klar geworden ist zum Thema Verlust, Schmerz und Trauer.
So braucht niemand verzweifeln und es IST GUT möglich, schlimme Verluste zu bewältigen ohne zu verzweifeln, trotzdem das Leben zu lieben und mutig neue Herausforderungen zu bewältigen ganz ohne Gott und Teufel!
Der Anlass ist, dass am vergangenen Samstag unser Kater eingeschläfert werden musste und ich die Entscheidung über Leben oder Tod treffen musste - unvorbereitet und s e h r schweren Herzens. Der Kater war noch jung, kaum älter als ein Jahr und kerngesund, und im Vergleich auch zu früheren Haustieren überdurchnittlich zärtlich und zutraulich. Er hatte sein eigenes Katzentürl und konnte daher jederzeit nach draussen. Meistens hat er aber bei uns im Bett geschlafen, hat sich morgens dazugelegt und auf eine sehr "menschliche" Weise den Kopf auf den Kopfpolster gelegt und einem in die noch verschlafenen Augen geschaut. Wenn er von draussen wieder hereingekommen ist, hat er sich durch lautstarkes Miauen bemerkbar gemacht. An diesem Samstag morgen hereingekommen, hat sehr laut gemaunzt, ist dann aber nicht ins Schlafzimmer über die Treppe heraufgekommen sondern hat sich im Sitzkorb ein Plätzchen gesucht. Erst als ich die Katzendose für ihn aufgemacht habe und er nich sofort dahergeschossen kam, wussten wir, dass etwas nicht stimmen konnte.
Gino konnte nicht mehr auf das linke Hinterbein steigen. Es war nur eine kleine, unscheinbare Wunde an der Hüfte zu sehen.
Also auf zum Tierarzt. Das Autofahren liebte Gino nie, deshalb habe ich ihm beruhigend zugeredet auf dem Weg zum Tierarzt. Ich dachte mir nicht viel dabei. Ein Beinbruch ist keine dramatische Sache für eine gesunde Katze. Der Tierarzt schaute sich die Wunde an. Wie gesagt, nichts Grosses. Dann hat er Gino sediert und ein Röntgen gemacht. Das ergebnis war ein Schock für mich. Das Röntgen zeigte einen völlig abgebrochenen Oberschenkelknochen ganz oben direkt an der Gelenkskugel und das Stück Hals das an der Kugel noch dran war, war wie der Knochen selbst längs gebrochen und in zwei Teile zersplittert.
Ich habe mit dem Tierarzt, der sehr verständnisvoll und klar war, alle Möglichkeiten durchgesprochen. Der traurige Schluss: Es gab keine Möglichkeit den Knochen mit dem zerschmetterten Halsteil an der Kugel wieder zu verbinden (absolut keine Angriffsfläche für Schrauben, Nägel oder Platten). Eine Amputation so hoch am Bein nicht möglich. Die Chance, dass die Knochenteile irgendwie wieder zusammenwachsen und das Bein halt nicht mehr funktioniert, sehr gering und jedenfalls vermutlich nie schmerzfrei.
Also die Entscheidung Gino nicht mehr aufwachen zu lassen. Ich habe ihn wieder mitgenommen, aber alle meine Versprechungen auf der Hinfahrt waren nicht wahr gewesen. Die gesmat Heimfahrt habe ich geheult, bitterlich. Das mag manchen übertrieben erscheinen für eine Katze. Es war ja kein Mensch. O. k. ich bin auch nicht gerade sentimental, aber zu diesem Tier war eine stärkere Beziehung entstanden, als mir bewusst war. Und es ist einfach ein Verlust und der tut weh. Für meine Freundin war's noch schlimmer. Einen ganzen Tag waren wir wirklich sehr traurig. Eine Menge Tage fehlt er uns nun schon. Es ist (zu) still im Haus. Keine morgendliche Begrüssung und kein Schnurren mehr. Das fehlt, das schmerzt.
Besonders weil Mimi unsere zweite Katze erst vor ein paar Wochen auch verschwunden ist und nicht mehr nach Haus kam.
Ich habe mir Zeit genommen in den letzten Tagen und mir Gedanken gemacht zu meinen bisherigen Erfahrungen mit Tot und Verlust und Schmerz - und es gab einige davon. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ein Verlust für sich keinen Sinn macht. Nachdem ich an keinen Gott und keine Vorsehung glaube, ist auch da kein Trost zu holen. Es ist einfach eine Tatsache, die zum Leben dazugehört. Verlust, Tod, Schmerz, Trauer und es ist egal, ob es sich dabei um einen Menschen oder ein anderes Lebewesen handelt, zu dem man eine emotionale Beziehung hat. Es gibt nur die Möglichkeit das hinzunehmen ohne verbittert zu werden ohne zu lange im Leiden zu verharren.
WIE MACHE ICH DAS?
Es sind drei Dinge die ich gelernt habe und die ich tue wenn mir Abschied, Verlust, Schmerz, Tod, Trauer begegenen:
Im Moment, wenn so etwas passiert, das DASEIN, das Etwas-oder-jemanden-nicht-allein lassen, oder eine Handlung setzen, pflegen, helfen, trösten, Verantwortung übernehmen, obwohl oder vielleicht gerade weil ich selbst auch in einer Notsituation bin, emotional.
Jedenfalls dableiben, handeln, nicht davonlaufen, hinnehmen, was ist. Damit kann ich etwas sinnvolles oder tröstliches für jemanden in einer Abschiedssituation TUN. Und ich erlebe meine eigene (Lebens-)Kraft, dass mich kein Schmerz umbringt, dass ich nicht machtlos bin, immer irgendwas tun kann, solange ich am Leben bin.
Als zweiten Schritt gilt es den Schmerz, den Verlust, die Trauer, die Wut, die Ohnmacht ANZUNEHMEN, auszudrücken und nicht zu verdrängen!
Dabei kann ich viel über meine Fähigkeit zu fühlen und zu empfinden entdecken und es muss und soll raus.
Als dritten Schritt erinnere ich mich und lenke meine Aufmerksamkeit auf diese Erinnerungen. Ich kann mich an das Schöne das ich erlebt habe, bekommen habe oder geben konnte, erinnern, oder an das Schlechte. DIESE WAHL HABE ICH ZU JEDEM ZEITPUNKT, IMMER SELBST. Wenn ich mich an das Schöne erinnere oder an das, was ich aus dem nicht Schönen lernen konnte, dann gebe ich selbst der Zeit mit dem Menschen oder Tier und den Erlebnissen einen individuellen Sinn.
Darüber muss ich mir bewusst machen, das alle Erinnerung Vergangenheit ist und es keinen Sinn macht, mich nur mehr damit zu beschäftigen. Und was ich gelernt habe - von oder durch einen Menschen oder ein Tier - macht nur Sinn, wenn ich es im Jetzt für eine angenehmere Zukunft umsetze und wenn ich neue Beziehungen eingehe.
Damit wende ich mich wieder dem Leben zu. WEIL ES DAS IST, WAS WIRKLICH IST, SOLANGE WIR DA SIND und die Auseinandersetzung mit dem Tod nur zum Gehen der beschriebenen drei Schritte Sinn macht.
Wie lange diese Schritte dauern (besonders das Trauern und das Erinnern) ist abhängig von meiner emotionalen Stärke, meinem Mut und von der Dauer und Tiefe der emotionalen Bindung. Meine Erfahrung ist die: je intensiver und ehrlicher ich mich meinen Gefühlen stelle, je besser ich einen Weg finde, sie mir zuzugestehen und adäquat auszudrücken, desto schneller kann ich den dritten Schritt machen.
Das ist es, was mir klar geworden ist zum Thema Verlust, Schmerz und Trauer.
So braucht niemand verzweifeln und es IST GUT möglich, schlimme Verluste zu bewältigen ohne zu verzweifeln, trotzdem das Leben zu lieben und mutig neue Herausforderungen zu bewältigen ganz ohne Gott und Teufel!
ricore - 18. Aug, 12:29
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