Freiheit

Auf meinem Lebensweg habe ich Stück für Stück meinen Glauben an Gott oder eine höhere Macht verloren. Nach und Nach habe ich dafür meinen Glauben an mich und meine Kraft gefunden.
Lange habe ich noch nach einem neuen Halt gesucht und mich auf viele Glaubensrichtungen eingelassen. Alle haben mir nicht den Halt gegeben, den ich mir gewünscht hätte und keine hat die Welt wie sie ist erträglicher oder besser gemacht (eher enger) und ich habe daran gelitten.
Es war, wie eine Krücke, die zerbrochen ist und eine neue, die wieder kaputt gegangen ist an der Wirklichkeit. Bis ich gespürt habe, dass mein Gang kräftiger wird, je weniger ich mich auf eine Krücke stützen kann.
Und noch lange hatte ich ein schlechtes Gewissen irgendwem oder irgendetwas gegenüber, ausserhalb von mir.
Jetzt geniesse ich den aufrechten Gang, der uns zu Menschen macht, liebe die Freiheit und trage die Selbstverantwortlichkeit gerne.
Mein Leben ist so viel leichter geworden in der Welt, wie sie ist, und meine Ansprüche nicht kleiner. Ich aber bin gelassener und sicherer.
Ein Gott fehlt mir so wenig, wie ein alter Schuh der zwar bequem aber nicht mehr gesund war. Barfuss gehen lässt mich das Leben besser spüren;) Nichts, was mir früher wichtig war, hat seinen Wert verloren und in der Welt und für andere Menschen gelingt mir heute mehr davon, im Vertrauen auf meine Stärke, als früher im Vertrauen auf eine Macht ausserhalb von mir. Es gibt weiterhin Ereignisse in meinem Leben, die meine Kraft übersteigen, aber das ängstigt mich nicht mehr. Es darf sein und ich vertraue meinem Leben, auch wenn es gelegentlich ungerecht ist und beschissen. Es ist genauso immer wieder überraschend schön, grosszügig und lebenswert. Das genügt. Vor allem brauche ich nicht mehr irgendwo nach einem Sinn oder nach Trost oder nach Hoffnung zu suchen. Ich beschränke mich aufs Finden all dieser Dinge in mir und im Kontakt mit anderen Menschen. Das ist vielleicht der wichtigste Gewinn, dass mir all die Energie, die ich früher in die schwarzen Löcher von Ungewissheit und offenen Fragen investiert habe, für mein Leben und für das Zusammensein mit anderen Menschen zur Verfügung steht.
Ich glaube immer noch an verschiedene Dinge, die für mich Sinn machen und hilfreich für mich und das Zusammenleben mit anderen Menschen sind. Zum Beispiel glaube ich, dass diese Lebenseinstellung, als Gewinn und Folge der Aufklärung, eine der besten Schöpfungen der Menschen of "good old europe" ist und dass wir aufhören könnten, alles krank zu jammern und uns lieber unserer Freiheit und Kraft bewusst zu sein, anstatt uns zurück zu flüchten in Abhängigkeiten und Schuld, was alle fundamentalistischen Glaubensbestrebungen und machtpolitischen Strömungen tun.
Ich wünsche mir Menschen, die das ähnlich sehen und spüren, die mir sagen, was sie glauben und die bereit sind, gemeinsam mit mir und vielen gleichgesinnten, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken, wo immer es sinnvolles zu tun gibt, und die dabei die Lust und den Mut ebenso schätzen wie ich. Also, wer immer das liest: schreibt mir eure Erfahrungen oder eure Standpunkte.
blogger.de:jonnhie - 1. Dez, 18:27

mit Gott geht es mir besser als ohne, schade dass du diese erfahrung nie gemacht hast...

ricore - 2. Dez, 18:42

Hallo Jonnhie

Doch, ich habe diese Erfahrung auch gemacht und sie war gut. Nur im Laufe der Zeit hat sich das verändert. Jetzt geht es mir ohne Gott wesentlich besser als mit. Aber das ist ja nicht das wichtigste. Das ist o. k. wie's für einen halt ist. Wichtig ist die Freiheit, der Mut und der Glaube an sich selbst. Und danke für Deine Antwort!
C. Araxe - 1. Dez, 19:17

Kein Gott, nirgends. Nur der Glaube an mich selbst, auch wenn da des Öfteren Zweifel auftauchen. Aber auch Atheismus schließt für mich nicht jegliche Spiritualität aus, das betrifft dann eher transzendente Bereiche.
Dazu muss ich sagen, dass ich nie gläubig war. Ich habe mich damit im Laufe meines Lebens aber durchaus beschäftigt.

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